
Dies war für mich eine sehr spannende Vorstellung. Da ich mich im sechsten Semester meines Lehramtsstudiums befinde, stand ich nämlich kurz davor, meine letzte Lehrübung zu halten.
Neben meiner Ausbildung durfte ich seit drei Jahren an einer Neuen Mittelschule in Wien unterrichten. Im eigenen Unterricht habe ich seit einigen Monaten viele gewinnbringende Erfahrungen mit Flipped Classroom machen können. Lässt sich diese Methode vor einer anderen Klasse, die mich nicht kennt, irgendwie erfolgreich umsetzen?
Für die Internetverbindung plante ich Hotspots zu nutzen, sowohl meine als auch die der Jugendlichen. Ich bereitete QR-Codes vor, damit die Links sofort aufgerufen werden konnten. Auch nahm ich acht Tablets mit, um die Chancengerechtigkeit in der Stunde zu sichern. Ich bin davon ausgegangen, dass die Lernenden Kopfhörer mithätten.
Wie war der Ablauf?
Ich hielt mich am Anfang der Stunde relativ kurz, teilte die Tablets aus und erklärte den Ablauf. Ich habe gemerkt, dass dies das erste Mal für die Lernenden war mit Tablets, QR-Codes und Erklärvideos im Unterricht umzugehen. Daher habe ich mich bemüht, zu zeigen und zu demonstrieren wie dieses oder jenes funktioniert. Das Ziel war, dass sie die Videos als Anleitung nutzen, damit sie Verzeichnisse in einer Rohdatei selbst erstellen.
Wie kam es bei den Lernenden an?
In der kleinen Lerngruppe von acht Personen konnte ich schnell erkennen, dass manche ohne viel Unterstützung gut zu recht kamen und manche technische Erklärungen benötigten. Zwei Schüler haben zeitweise den Fokus verloren und mussten daran erinnert werden, dass sie den Arbeitsauftrag erledigen sollten. Durch diese lernzentrierte Methode war es möglich, dass ich alle Arbeitsplätze „besuchen“ konnte, Fragen direkt beantworten konnte um mich zu vergewissern, ob ein Lernfortschritt tatsächlich statt findet. Die große Mehrheit hat es geschafft die Aufgaben zu erledigen, was mich sehr gefreut hat.
Würde ich das wieder machen?
Es kommt darauf an. In meiner eigenen Klasse nahm ich mir am Anfang die Zeit zu erklären, wie man mit Erklärvideos lernt und wie Flipped Classroom funktioniert. Diese Zeit fehlt natürlich bei einer 50-minutigen Unterrichtsstunde in einer fremden Klasse. Einige hätten von einer zusätzlichen Einschulung der Geräte und Methode profitiert. Nichtsdestotrotz konnte ich beobachten, wie gespannt sie die Inhalte aufnahmen. Mit einer Doppelstunde wäre es noch besser gewesen.
Rahmen: Lehrprobe/Lehrübung
Zugegeben, es war ein bisschen gewagt in diesem Rahmen mit Erklärvideos zu arbeiten. Dennoch habe ich das Gefühl, dass die Rechnung aufging. Da ich in der Methode geübt bin, war es für mich nicht schwierig, die nötige Unterstützung zu geben. Auch bin ich daran gewöhnt zu improvisieren wenn die Technik nicht mitspielt, daher war ich weder nervös noch unsicher. Ich bin eine Erfahrung reicher: Es ist möglich mit Erklärvideos in diesen Rahmen zu arbeiten. Es erfordert eine gute Vorbereitung sowie und ein Plan-B oder -C für alle Fälle.
Was passiert also, wenn jemand Flipped Classroom bei einer Lehrprobe verwendet? Dasselbe wie beim Regelunterricht. Es gibt gute Chancen, dass es gelingt! 🙂